Ausstellungen

Eine Auswahl aktueller Ausstellungen und digitaler Angebote unserer ArtCard-Partnermuseen. Neue Ausstellungsempfehlungen kommen Kürze

Deutschland

Kunsthalle Bielefeld
Play, Life, Illusion. Xanti Schawinsky
+ Monster Chetwynd. “Xanti Shenanigans“
15.03. bis 15.06.25

Es ist die Ära der Wiederentdeckung von vergessenen Positionen der Moderne – wie dem Schweizer Xanti Schawinsky (1904–1979), der bildende Kunst mit Theater, Bühne und Performance verband und ein interdisziplinärer Pionier war. Er studierte in den 1920ern erst beim Weimarer Bauhaus, Hier gehörten Paul Klee, Wassily Kandinsky, Adolf Meyer und László Moholy-Nagy zu seinen Lehrern. Und dann unterrichtete er als Assistent von Oskar Schlemmer in Dessau. Als der jüdische Schawinsky vor den Nazus in die USA flüchten musste, holte ihn Josef Albers 1936 an das legendäre Black Mountain College. Hier etablierte er ein offenes Arbeiten, das damals war. Die Performance "Play, Life, Illusion"(1937), die er mit seinen Schülern entwickelte, gilt in ihrer Verknüpfung von Kunst und Wissenschaft sowie von Musik, Tanz, Schauspiel, Malerei, Bühnenbild und Lichtgestaltung als eine frühe Vorwegnahme der prozesshaften Performancekunst. Er bereitete damit den Weg für US-Künstler wie John Cage und Robert Rauschenberg, die hier später studierten. Die Ausstellung lässt seine gesamte Karriere Revue passieren, von seinen frühen Werken, bis hin zu seinen prozessorientierten Gemälden aus den 1950er und 1960er Jahren. Als Teil der Ausstellung wird die britische Künstlerin und Performerin Monster Chetwynd (*1973) die raumgreifende Installation „Xanti Shenanigans“ konzipieren.

Abbildung: 
Xanti Schawinsky, Untitled (Architecture), (Ohne Titel (Architektur)), 1945, Courtesy of the Xanti Schawinsky Estate

Kunstsammlung NRW, K20, Düsseldorf
Chagall
15.3. bis1 0.8.2025

Marc Chagall (1887 – 1985), das war früher ein Maler der Eltern, ein Künstler, dessen Bilder als Postkarten und Drucke überall hingen, in Lesebüchern und auf Kalendern zu sehen waren. Doch jetzt ist die Zeit für jüngere Generationen gekommen, ihn als einen der virtuosesten und eigenwilligsten Maler der Moderne neu zu entdecken:

Die Ausstellung im K20 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, die anlässlich des 40. Todesjahrs des russisch-französischen Malers in Kooperation mit der Albertina in Wien realisiert wurde, umfasst rund 120 Werke aus allen Schaffensphasen. Aufgewachsen in der Kleinstadt Witebsk (im heutigen Belarus) als ältestes Kind einer jüdisch-orthodoxen Familie, reflektierte Chagall zeitlebens seine Herkunft. Seine Bilder erzählen vom Alltag und Gebräuchen, aber auch von Ausgrenzung und Pogromen. Sie handeln vom Trauma der Verfolgung, aber auch vom Traum eines besseren Lebens. Ein Schwerpunkt der Schau liegt auf den frühen durchaus sozialkritischen Arbeiten, die zwischen 1910 und 1923 entstanden. Als junger Künstler in Paris experimentierte Chagall mit Fauvismus und Kubismus und verband die neuen stilistischen Tendenzen mit jüdischen Motiven und russischer Folklore – und schuf eine avantgardistische, zutiefst spirituelle Malerei.

Abbildung: 
Marc Chagall, Liebespaar mit rotem Hahn, 1956-1965, Les amoureux au coq rouge, Öl, Gouache, Tempera und Tinte auf Leinwand, 81 x 66 cm, Privatsammlung Deutschland, Courtesy Samuelis Baumgarte Galerie, © VG-Bild-Kunst Bonn 2024

Folkwang Museum, Essen
Paula Rego: The Personal and The Political
Bis 07.09.2025

„Das Persönliche ist politisch.“ – Dieser Slogan der feministischen Bewegung der 1970er-Jahre wird immer wieder zitiert. Im Werk der Portugiesin Paula Rego (1935–2022), einer der bedeutendsten Malerinnen der Gegenwart, erhält er eine besondere Bedeutung. Eine große Retrospektive im Folkwang Museum mit rund 120 Exponaten richtet nun den Blick auf die politischen Aspekte ihrer bildgewaltigen Malerei. Ihr oft surreal oder fantastisch anmutendes Werk verhandelt Themen wie politische und sexualisierte Gewalt, Machtmissbrauch, soziale Ungerechtigkeit, körperliche Selbstbestimmung und psychische Gesundheit. Bereits in den 1950er Jahren, noch vor ihrer Auswanderung nach Großbritannien, beschäftigte sich Rego in ihren frühen Gemälden mit den Auswirkungen der Diktatur von António de Oliveira Salazar auf die portugiesische Gesellschaft. Einen Höhepunkt der Ausstellung bildet die 1998 begonnene „Abortion-Serie“, die als Reaktion auf das Scheitern der Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Portugal entstand. Die selten gezeigten Gemälde dieser Serie sind, wie alle von Regos Werken, angesichts des Vormarsches totalitärer Ideologien wieder absolut aktuell.

Abbildung: 
Paula Rego
Celebration, 1953
Courtesy The Estate of Paula Rego and Victoria Miro

K21, Düsseldorf
Julie Mehretu. KAIROS / Hauntological Variations
Bis 12.10.2025

Nach Ausstellungen im Kunstverein Hannover (2007) und im Deutsche Guggenheim Berlin (2009) ist „KAIROS / Hauntological Variations” im K21 die erste institutionelle Einzelausstellung von Julie Mehretu in Deutschland seit über 15 Jahren. Mit Werken aus drei Jahrzehnten bildet die Ausstellung das gesamte Schaffen der 1970 in Äthiopien geborenen und 1977 mit ihrer Familie in die USA emigrierten Künstlerin ab. Heute gilt die in New York lebende Mehretu als eine der wichtigsten Malerinnen der Gegenwart. Nahezu 100 Werke zeichnen ihre künstlerische Entwicklung von den frühen Zeichnungen der 1990er Jahre bis zu den jüngsten abstrakten Gemälden nach. Mehretus persönliche Migrationsgeschichte hat ihre Kunst beeinflusst, die sich mit den Krisen, Umbrüchen und Konflikten der Geschichte auseinandersetzt. In ihren Arbeiten verwendet sie Medienbilder und Archivmaterialien, die zentrale politische Ereignisse und historische Orte markieren. Mit Techniken wie Malerei, Zeichnung, Airbrush und Siebdruck verwandelt sie diese einst vertrauten Bilder in abstrakte Kompositionen. In diesen Abstraktionen werden Orte und Momente der jüngeren Geschichte dargestellt und reflektiert, sei es der Brand des Grenfell Towers in London oder der zerstörte Palast Saddam Husseins in Bagdad. In Düsseldorf sind neben noch nie gezeigten Zeichnungen und Arbeiten auf Papier erstmals die Quellenmaterialien zu sehen, die Mehretus Gemälden zugrunde liegen.

Abbildung: 
Julie Mehretu © George Etheredge/Plus Magazine

Städel, Frankfurt
Unzensiert
Annegret Soltau – Eine Retrospektive
Bis zum 17.08.2025

Lange galt Annegret Soltau, die mit wichtigen Arbeiten auch in der Sammlung Deutsche Bank vertreten ist, als Geheimtipp. Doch in den letzten Jahrzehnten ist die 1945 geborene Künstlerin mit ihren fotografischen und performativen Selbstinszenierungen als Pionierin der feministischen Avantgarde bekannt geworden. Jetzt widmet das Städel Museum der Künstlerin eine große Retrospektive, die in Zusammenarbeit mit ihr entwickelt wurde. Mit über 80 Werken gibt die Ausstellung einen umfassenden Einblick in ihr vielschichtiges Werk, das Zeichnungen, erweiterte Fotografie, Video und Installationen umfasst. Darunter sind wichtige Leihgaben und wegweisende, zum Teil bisher noch nicht veröffentlichte Arbeiten aus Soltaus Studio. Seit Ende der 1970er-Jahre befasst sich Soltau in ihrer Arbeit mit Themen wie Gewalt und Verletzlichkeit, der Repräsentation des weiblichen Körpers, Schwangerschaft, Familie und Altern – die wegen ihrer Schonungslosigkeit auch immer wieder zensiert wurden. ¬ Eine wichtige Rolle spielen dabei ihre „zusammengenähten” Fotografien. Soltau, die als junge Frau als Operationsassistentin in der Unfallchirurgie am Hamburger Hafen gearbeitet hatte, collagierte ihre fotografierten Selbstporträts und nähte sie auf Frankenstein-artige Weise wieder zusammen, was auch eine komplexe, konstruierte Identität versinnbildlicht.

Abbildung: 
Annegret Soltau
Umschlossene, 1973
SAMMLUNG VERBUND, Wien
© VG Bild-Kunst, Bonn 2025
Foto: Fotostudio pixelstorm, Wien (Manfred Kostal und Christian Schindler)

Europa

Palazzo Strozzi, Florenz
Tracey Emin
Sex and Solitude
16.03. – 20.06. 2025

Tracey Emin ist eine Legende. In den 1990er Jahren als „Young British Artist“ mit ihrem radikal autobiografischen und bekenntnishaften Stil bekannt geworden, erlebte sie im letzten Jahrzehnt ein erneutes Revival. Emin, die in ihrer Heimatstadt Margate an der britischen Küste eine private Kunstschule gründete, erkrankte an lebensbedrohlichem Blasenkrebs, den sie nur knapp überlebte. Doch auch künstlerisch und malerisch glich dies einer Wiederauferstehung - ihre Bilder wurden noch intensiver und schonungsloser. Der Palazzo Strozzi zeigt nun ihre erste institutionelle Einzelausstellung in Italien. Mit über 60 Werken aus verschiedenen Schaffensphasen widmet sich Emin ihren zentralen Themen: Sex und Einsamkeit, Körper und Lust. Gleichzeitig korrespondiert ihre Malerei bei dieser Premiere in Florenz mit der Kunst und Malerei der Renaissance - ein Muss für alle Fans!

Abbildung:
Tracey Emin
I waited so Long
2022
Private collection c/o Xavier Hufkens Gallery
© Tracey Emin. All rights reserved, DACS 2025. Foto HV-Studio.

Leopold Museum Wien
Zeiten des Umbruchs: Egon Schieles letzte Jahre 1914-1918
28.03 -13.07.2025

„Wir leben in der gewaltigsten Zeit, die die Welt je gesehen hat. […] jeder muß sein Schicksal lebend oder sterbend ertragen […] – Was vor 1914 war, gehört zu einer anderen Welt, – wir werden also immer in die Zukunft schauen.” Das schreibt Egon Schiele im November 2014 an seine Schwester Gertrud. 2015 wird er als Freiwilliger zum Kriegsdienst eingezogen, kurz vor seiner Versetzung nach Prag heiratet er noch seine langjährige Freundin Edith Harms. Während seiner militärischen Grundausbildung und den damit verbundenen Versetzungen, gibt Schiele die radikalen formalen Experimente der Jahre 1910 bis 1914 sukzessive auf und entwickelt einen realistischeren Stil, der von tieferem Einfühlungsvermögen geprägt ist. 1917 kommt er zurück nach Wien. 2018 widmet ihm die Secession ihre 49. Ausstellung, sein Ansehen steigt. Doch gegen Ende des Krieges, im Herbst 1918, kommt die Spanische Grippe die österreichische Hauptstadt, mit katastrophalen Folgen. Edith Schiele, im sechsten Monat schwanger, erliegt ihr am 28. Oktober. Egon Schiele stirbt, erst 28 Jahre alt, am 31. Oktober 1918. Die Ausstellung "Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918" beschäftigt sich mit den Brüchen und Veränderungen in Schieles „Spätwerk“ von 1914 bis 1918, dem bis dato weniger Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Die Schau ermöglicht mit 130 Kunstwerken aus österreichischen und internationalen Sammlungen, Archivmaterial wie dem bislang unveröffentlichten Tagebuch von Edith Schiele, neue Einblicke in diese entscheidende Zeit. Das großformatige Bildnis des Malers Albert Paris von Gütersloh von 1918 aus dem Minneapolis Institute of Art, Minnesota, gehört zu den Highlights der Schau, wie auch vier bis dato unbekannte Arbeiten auf Papier, die erstmals ausgestellt werden.

Abbildung:
Egon Schiele, Die Umarmung, 1917 © Belvedere, Wien, Foto: Belvedere, Wien/Johannes Stoll

Stedelijk Museum, Van Gogh Museum, Amsterdam
Anselm Kiefer – Sag mir wo die Blumen sind
07.03. bis 09.06. 2025

Selbst für einen gefeierten Künstler wie Anselm Kiefer ist dies eine Ausstellung der Superlative: Erstmals in ihrer Geschichte tun sich das Stedelijk Museum, Van Gogh Museum zusammen, um diese einzigartige Begegnung mit einem der großen Maler der Moderne zu ermöglichen: Vincent van Gogh. Seit seiner Kindheit hat Kiefer eine besondere Beziehung zum Werk von Vincent van Gogh. Auch mit dem Stedelijk verbindet ihn eine lange, persönliche Geschichte. Das Museum hat seine Werke bereits früh angekauft und war entscheidend für seine Laufbahn. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine neue, 24 Meter lange, immersive Gemäldeinstallation, die auch den Ausstellungstitel liefert:„Sag mir wo die Blumen sind“ verweist auf das 1955 entstandene Anti-Kriegslied des US-Folk Musikers Pete Seeger, das Marlene Dietrich weltberühmt gemacht hat – und ist zugleich auch eine Anspielung auf van Goghs visionäre Blumenbilder. Im Stedelijk werden erstmals alle Werke Kiefers aus der Sammlung des Museums gemeinsam ausgestellt, darunter völlig neue, nie gezeigte Arbeiten und berühmte Werke wie Innenraum (1981) und Märkischer Sand (1982)

Die Ausstellung Im van Gogh Museum präsentiert sieben Schlüsselwerke von Van Gogh sowie bisher unveröffentlichte Gemälde und dreizehn frühe Zeichnungen von Kiefer. Dabei sind Gemälde wie Van Goghs berühmtes „Kornfeld mit Krähen“ (1890) das im selben Raum mit Kiefers monumentalen Werken ausgestellt, die sich mit dem Motiv auseinandersetzen.

Abbildung: 
Anselm Kiefer, Sag mir wo die Blumen sind (2024), installation view at studio, Croissy, France. Emulsion, oil, acrylic, shellac, gold leaf, sediment of electrolysis, clay, dried flowers, straw, fabric, steel, charcoal and collage of canvas on canvas. Copyright: Anselm Kiefer. Photo: Nina Slavcheva

Tate Modern, London
Leigh Bowery
27.02. bis 31.08.2025

In diesem Frühjahr widmet die Tate Modern, einem der der furchtlosesten und originellsten Künstler des 20. Jahrhunderts eine fulminante Retrospektive. Leigh Bowery, der 1994 gerade einmal 33-jährig an den Folgen von Aids verstarb, war eine Ikone - in der Subkultur ebenso wir in der bildenden Kunst . Sein Körper war das Experimentierfeld für die unglaublichsten Transformationen, die der in Melbourne geboren Künstler in seinen extremen Performance und Designs vollzog, in denen er High-End-Fashion, S-M, Fetisch, Gummi, Elemente von Burlesque, Freakshow, Wiener-Aktionismus und Glam-Rock verband. Er prägte gemeinsam mit Boy George die legendäre Clubnacht Kinky Gerlinky, wurde von Lucien Freud in heute weltberühmten Aktbildern verewigt, von Magazinen wie I-D und FACE geliebt. In Großbritannien ist er eine Institution. Die große Schau in der Tate Modern zeigt Bowerys exzentrische Kostüme zusammen mit Gemälden, Fotografien und Videos und dokumentiert, wie er Kunst, Mode und Populärkultur für immer verändert hat.

Abbildung:
Tate Modern, Leigh Bowery
Fergus Greer, Leigh Bowery Session I Look 2 1988
© Fergus Greer

Mudam Luxembourg
Lubaina Himid und Magda Stawarska:
Nets for Night and Day
Bis zum 24.08.2025

Die 1954 auf Sansibar geborene Lubaina Himid ist eine der wichtigsten Protagonistinnen der britischen Black-Arts-Bewegung. Bereits Mitte der 1980er-Jahre war sie als Künstlerin und Kuratorin wegweisend, organisierte Ausstellungen mit schwarzen Künstlerinnen und beschäftigte sich in ihrem malerischen und installativen Werk mit Rassismus, Feminismus, Diaspora und kultureller Erinnerung. Bis vor einigen Jahren blieb sie außerhalb der Londoner Szene weitgehend unbekannt, jetzt wird sie im Jahr 2026 den britischen Pavillon auf der Kunstbiennale in Venedig bespielen. Im Luxemburger Mudam ist nun eine besondere Kooperation zu sehen. Hier stellt Himid erstmals gemeinsam mit ihrer Partnerin, der polnischen Multimedia-Künstlerin Magda Stawarska, aus. Die beiden verbindet eine über zehnjährige gemeinsame künstlerische Praxis. Als eine einzige, große Performance konzipiert, gleicht „Nets for Night and Day“ einer assoziativen Reise. Die Besucher begeben sich an Bord von Schiffen, fahren mit Karren und schlendern durch Traumlandschaften, die von den Künstlerinnen und ihrer kollektiven Vorstellungskraft geschaffen wurden. Im Mittelpunkt steht dabei die jüngste Präsentation der gemeinsam konzipierten Reihe „Zanzibar“, die 1999 begonnen wurde und aus neun Diptychen besteht. Sie wird von einem 38-minütigen Libretto begleitet, das Stawarska während der Jahre des Dialogs mit Himid komponierte. Wie Himid sagt, geht es in der Ausstellung um eine besondere Art von Sehnsucht, die mit „den Orten, die wir verlassen, aber immer in uns tragen“, verbunden ist.

Abbildung: 
Lubaina Himid
In Your Dreams, 2021 – 2022
Courtesy die Künstlerin und Hollybush Gardens, London
und Greene Naftali, New York | Foto: Gavin Renshaw

Tate Britain, London
Ed Atkins
Bis 25.08.25

Ed Atkins ist der große Melancholiker der digitalen Kunst. Seine computergenerierten Videos und Animationen sind von Sentimentalität durchdrungen. Schönheit, Traurigkeit und Transformation wechseln sich mit paranoiden Gedanken ab. Jetzt präsentiert die Tate Britain seine bislang größte Übersichtsausstellung. Atkins, 1982 in Oxford geboren, gilt als einer der einflussreichsten britischen Künstler der Gegenwart – auch weil er zeitgenössische Technologien auf eine neue, fast philosophische Weise nutzt, um die schwindenden Grenzen zwischen der digitalen Welt und menschlichen Gefühlen zu erkunden. Um die Beziehungen zwischen Realität und Fiktion, Idealismus und Materialismus zu untersuchen, bedient er sich Techniken aus Film, Videospielen, Literatur, Musik und Theater. Die Ausstellung vereint Filme und Videos aus den letzten 15 Jahren sowie Texte, Gemälde, Stickereien und Zeichnungen. In seinen Werken nutzt Atkins seine eigenen Erfahrungen, Gefühle und seinen Körper als Modelle oder Avatare, um Intimität, Liebe und Verlust zu thematisieren. Die Ausstellung spannt dabei einen Bogen von Atkins' frühen Videos aus dem Jahr 2010, die er als „Montagen von Rausch, Zurückweisung und Verlassenheit“ beschreibt, bis zu den Werken, in denen er ab 2019 fast ausschließlich computergenerierte Animationen nutzt. „The Worm“ aus dem Jahr 2021 ist beispielsweise eine animierte TV-Inszenierung eines Telefonats zwischen Atkins und seiner Mutter. „Pianowork 2“ (2024) hingegen zeigt ein extrem genaues digitales Double des Künstlers, das ein minimalistisches Klavierstück spielt. Verlust – tief empfunden und forensisch untersucht – durchzieht diese Ausstellung wie ein roter Faden und bildet die Grundlage für Atkins' zutiefst menschliches und existenzielles Werk.

Abbildung: 
Ed Atkins, The Worm, 2021 © Ed Atkins. Courtesy of the Artist, Cabinet Gallery, London, dépendance, Brussels, Galerie Isabella Bortolozzi, Berlin, and Gladstone Gallery.

Amerika

Dallas Museum of Art
Marisol: A Retrospektive
Bis 06.06.2025

Anfang der sechziger Jahre war Marisol so etwas wie der Popstar der New Yorker Kunstszene. Die venezolanisch-amerikanische Künstlerin spielte in Andy Warhols Filmen wie 13 Most Beautiful Girls (1964) mit und sorgte mit ihren Skulpturen für Furore: totemistische Holz- und Bronzefiguren, die von Volkskunst und Massenkultur inspiriert waren und berühmte Persönlichkeiten wie Warhol, John Wayne oder Charles de Gaulle darstellten. Aber oft auch sich selbst in mehrfacher Ausführung – wie eine Gruppe von multiplen Persönlichkeiten. Marisol integrierte auch Abgüsse oder Abdrücke ihrer Körperteile in ihre lebensgroßen Figuren, Gesicht, Mund, Hände. Das Label „Pop Art“ passt eigentlich nicht auf ihre Arbeit. Marisol, die aus einer wohlhabenden Familie stammte, war erst elf Jahre alt, als ihre Mutter Selbstmord beging, und wurde von ihrem Vater in ein Internat geschickt. Als Kind hörte sie auf zu sprechen und sprach den Rest ihres Lebens nur, wenn es nötig war. In ihrem Werk verarbeitete sie ihr Trauma, thematisierte aber auch soziale Gerechtigkeit, Feminismus, Patriarchat und Krieg. In den 1970er Jahren geriet ihre eigenwillige Position zu Unrecht in Vergessenheit. Nun zeigt das Dallas Museum of Art als letzte Station der Tournee ihre Retrospektive, die von der New York Times als „must-see-exhibition“ bezeichnet wurde.

Abbildung:
Nancy Astor, Marisol with several of her sculptures, 1964,
photographic print, Marisol Papers, Buffalo AKG Art Museum

ICA Miami
Miriam Schapiro: 1967–1972
17.04 – 26.10.2025

Sie war in mehrfacher Hinsicht eine Pionierin. Bereits 1969 fertigte Miriam Sharipio die Entwürfe für ihre monumentalen geometrischen Abstraktionen am Computer an. Sie zeichnete mit der Hand eine einfache Form, die sie zunächst in Zahlen und dann in Punkte in einem Raster übersetzte. Mit Hilfe einer speziellen Software konnte sie die ursprüngliche Form dreidimensional im Raum drehen. Es waren nicht irgendwelche Formen, die sie zeichnete und malte. Die 1923 geborene Künstlerin gehörte ab Mitte der 1970er Jahre zum „Pattern and Decoration Movement“, das sich auf abstrakte Formen in den angewandten Künsten wie Quilten, Sticken, Metallarbeiten und Korbflechten konzentrierte, die als „Frauenarbeit“ und „Kunsthandwerk“ marginalisiert worden waren. 1971 zog die 1925 geborene kanadische Künstlerin nach Los Angeles, um zusammen mit Judy Chicago das Feminist Art Program am California Institute of the Arts zu leiten. Im folgenden Jahr eröffneten sie „Womanhouse“ (1972), eine Kunstinstallation, die gleichzeitig als Performance-Raum diente und als wegweisend für die feministische Avantgarde gilt. Im ICA ist Sharpios kühnes Frühwerk zu sehen.

Abbildung:
MSCHA308: Miriam Schapiro, "Docking #2," 1971. Acrylic on canvas. 72 x 80 in. © 2025 Estate of Miriam Schapiro / Artists Rights Society (ARS), New York. Courtesy Eric Firestone Gallery.

MCA Chicago
Pipilotti Rist: Supersubjektiv
22.02 – 14.09. 2025

Diese Ausstellung besteht aus einem einzigen immersiven Kunstwerk der Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist: der Videoinstallation „Supersubjektiv“ aus dem Jahr 2001, für die Rist digitales Überwachungsmaterial, das sie während einer einmonatigen Reise nach Japan mit einer Handkamera gefilmt hatte, in einen traumähnlichen, kontemplativen Raum transformiert, für den sie eigens Kissen und Sitzmöbel anfertigte. Das Publikum ist eingeladen, sich in der dunklen Galerie zu entspannen und dem elektronischen Soundtrack zu lauschen, der in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Anders Guggisberg entstanden ist. Er basiert auf den heute anachronistisch anmutenden Geräuschen eines Einwahlmodems für das Internet, zu denen Rist ihre selbst geschriebenen Texte singt. Ihr Werk blickt mit Staunen, aber auch mit ambivalenten Gefühlen auf die Natur, auf die gebaute Umwelt. Die Installation entstand um die Jahrtausendwende und reflektiert Rists Sehnsucht nach Verbundenheit in einer zunehmend digitalen und globalisierten Welt, aber auch die Entfremdung durch neue Technologien.

Abbildung:
Pipilotti Rist, Supersubjektiv, 2001. Installation view: Pipilotti Rist, Paço das Artes / MIS Museu da Imagem e do Som, Sao Paulo, Brazil, 2009. © Pipilotti Rist, courtesy of the artist, Hauser & Wirth, and Luhring Augustine / 2024 ProLitteris, Zurich / Artists Rights Society (ARS), New York. Photo: Everton Baldin.

Orange County Museum of Art, Costa Mesa, Kalifornien
2025 California Biennial: Desperate, Scared, But Social
21.06. 2025 – 04.01.2026

So mancher wird bei dem Titel der jüngsten California Biennial vielleicht an die politische Situation in den USA und auf der Welt denken. Doch die aktuelle Biennale im Orange County Museum of Art konzentriert sich thematisch auf etwas ganz anders: die Zeit der späten Adoleszenz, die eine Achterbahnfahrt zwischen Hoffnung und Zukunftspotenzial und Ängsten und Verzweiflung ist. Inspiriert ist der Titel von dem gleichnamigen Album der südkalifornischen Punkrock-Band „Emily’s Sassy Lime“, die 1993 von von drei asiatisch- amerikanischen Teenagern gegründet wurde. Die Biennale widmet sich dabei dem jungen Erwachsenenalter aus ganz verschieden Perspektiven: Dazu gehören Werke etablierter kalifornischer Künstler und Künstlerinnen, die sich mit ihrer eigenen Jugend auseinandersetzen, ebenso wie Arbeiten von Künstlern , die mit ihren eigenen Kindern zusammenarbeiten. In einer Zeit, in der die Zukunft düster erscheint, ist Ausstellung eine Hommage an die Teenager von heute und gestern, an alle die, die Kultur ihrer Zeit unerschrocken geprägt haben – und die jungen Menschen, die die Welt von morgen gestalten werden. Mit dabei sind auch internationale Kunststars wie Laura Owens oder Miranda July.

Asia-Pacific

Mori Art Museum, Tokio
Machine Love: Video Game. AI and Contemporary Art
Bis 08.06.2025

Künstliche Intelligenz und virtuelle Welten sind auf dem Vormarsch. Und der Einzug der neuen Technologien hat nicht nur fast alle Aspekte unseres täglichen Lebens verändert, sondern auch die zeitgenössische Kunst. Während KI-Kunstwerke auf Auktionen Höchstpreise erzielen, reflektieren neue Künstlergenerationen die zunehmend verschwimmenden Grenzen zwischen Games, Virtualität und realer Welt, zwischen Technologie und Ökologie. MACHINE LOVE präsentiert rund 50 Werke zeitgenössischer Kunst, die Game Engines, KI und Virtual Reality (VR) nutzen, darunter auch Arbeiten, die generative KI einsetzen - eine Technologie, die die menschliche Kreativität übertreffen kann. Diese Werke erforschen neue Ästhetiken und Bildgestaltungen oder untersuchen, wie Online-Avatare und -Charaktere neue Formen von Gender und Identität hervorbringen können, die mit bestehenden sozialen Normen brechen. Im Mittelpunkt der Arbeiten stehen universelle Reflexionen über Leben, Tod und Ethik, die Klimakrise, Utopien oder spekulative Interpretationen der menschlichen Geschichte. Mit dabei sind unter anderem Lu Yang, Artist oft the Year, 2022 der Deutschen Bank, Annika Yi, Beeple, Jacoby Satterwhite.

Abbildung:
Sato Ryotaro, Inorganic Friends
2023
4K video
7 min. 37 sec.
Referential image, Mori Art Museum
MACHINE LOVE: Video Game, AI and Contemporary Art
Publicity Images Captions & Credit_ Opening Press Release

Afrika

Tel Aviv Museum of Art
and yet: looking at contemporary art 1985-2025
Bis 28.06.2025

Die Ausstellung „and yet: looking at contemporary art 1985-2025“ lädt zu einer Reise zwischen Dunkelheit und Licht ein. Die Auswahl von rund 40 Werken aus der Sammlung des Tel Aviv Museums umfasst Fotografie, Malerei, Skulptur, Video und Installation. Führende internationale Künstler wie Gerhard Richter, Ugo Rondinone und Cecily Brown werden neben neuen Positionen wie Lenz Geerk und Louise Giovanelli präsentiert. Die Ausstellung, die sich über vier Stockwerke des Eyal-Ofer-Pavillons erstreckt, thematisiert die Höhen und Tiefen extremer Erfahrungen, die Verletzlichkeit des Menschen und sein Streben nach Gleichgewicht. Zu sehen ist unter anderem die Videoinstallation „Thanx 4 Nothing“ von Ugo Rondinone, die seinen verstorbenen Partner, den Dichter und Künstler John Giorno, bei der Rezitation eines seiner Gedichte zeigt, das er zu seinem siebzigsten Geburtstag schrieb und das die rohe emotionale Kraft von Dankbarkeit, aber auch Desillusion einfängt. Die Fotoinstallation „100 Years“ des deutschen Künstlers Hans-Peter Feldmann ist eine eindringliche Reflexion über das Altern. Der amerikanische Videopionier Bill Viola setzt sich in seiner frühen Arbeit I "Do Not Know What It Is I Am Like" mit grundlegenden Fragen der menschlichen Existenz auseinander. Darüber hinaus präsentiert die Ausstellung wichtige internationale Positionen der figurativen Malerei der letzten vier Jahrzehnte, darunter neben der New Yorker Malerin Cecily Brown auch Peter Doig und Friedrich Kunath.

Abbildung:
Ugo Rondinone Thanx 4 Nothing, 2013
One screen, stereo sound, 19:48 min loop
Courtesy of studio rondinone and Galerie Eva Presenhuber, Zurich; Kukje Gallery, Seoul; Esther Schipper, Berlin; Gladstone, New York; Mennour, Paris; and Sadie Coles HQ, London © the artist.